Bekenntnis zur Wertepolitik

Im Rahmen eines Empfanges zu 750 Jahre Habsburger zog Karl von Habsburg politische, historische und charakterliche Parallelen von damals bis heute. Hier geht es zum zwölfminütigen Video mit der Rede von Karl von Habsburg.

Bei einer Geschichte von mehr als 700 Jahren kommt es ja auf ein Jahr nicht an. Genaugenommen wurde der Habsburger Rudolf bereits 1273 zum deutschen König gewählt. Eine Veranstaltung, die dieses Datum und damit den Beginn der habsburgischen Epoche in Mitteleuropa würdigt, hätte bereits im Vorjahr stattfinden sollen. Doch dann kam für den jetzigen Familienchef Karl von Habsburg die Krebsdiagnose. Nach gut verlaufender Operation und der Genesung wurde also nun am 13. Juni im Palais Ferstel in der Wiener Innenstadt in einer Kombination aus Party und politischer Veranstaltung gefeiert.

Für Party-Stimmung sorgte das Original Falco Symphonic Orchester. Der politische Teil des Abends manifestierte sich unter anderem durch Gäste wie den österreichischen EU-Kommissar Johannes Hahn und die frühere Vizekanzlerin Susanne Riess-Hahn, sowie die neu gewählten Europaparlamentarier Reinhold Lopatka und Lukas Mandl. Ein eigens für die Jubiläumsfeier produzierter Kurzfilm ließ 750 Jahre Habsburger Revue passieren und gewährte gleichzeitig Einblicke in die Zukunft des Hauses Österreich.

Dessen Chef Karl von Habsburg machte in seiner Rede klar, dass es ihm bei diesem Fest nicht nur um den Rückblick sondern vor allem um die Lehren aus der Geschichte für die heutige Politik in Europa geht. Als Rudolf zum deutschen König gewählt wurde, mussten die Fürsten um die Neubelehnung ihrer Lehen ansuchen. Nur einer tat das nicht: der böhmische König Ottokar. Im August 1278 kam es zur Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen, aus der Rudolf als Sieger hervorging. Karl von Habsburg zog einen Vergleich zur heutigen Zeit und den Krieg Russlands gegen die Ukraine, den manche meinen durch Appeasement gegenüber Putin beenden zu können. Appeasement hätte für Rudolf bedeutet gegenüber Ottokar nachzugeben, ihm vielleicht auch noch weitere Gebiete zu überlassen.

Charakteristisch für Rudolf war seine Bescheidenheit, seine Demut, seine Geradlinigkeit und damit verbunden auch seine Zielstrebigkeit. Er hatte „Mut zur Verantwortung“, wie Karl von Habsburg es formulierte. Genau diese Zielstrebigkeit brauche es heute in der Politik gegenüber Putin. Europa muss endlich ein klares Ziel für diesen Krieg definieren. Drei solcher Ziele nannte der Habsburger-Chef: Wiederherstellung der territorialen Integrität der Ukraine (in den international anerkannten Grenzen), Reparationszahlungen Russlands an die Ukraine, Regimechange in Moskau.

Der Verband der deutschsprachigen Altösterreichischen Landsmannschaften VLÖ überreichte Karl von Habsburg eine Torte mit den Wappen der altösterreichischen Verbände aus allen Teilen der einstigen Habsburger-Monarchie. Seine Frau Christian Reid erhielt einen Rosenstock mit dem Namen Habsburg. Im Bild: Christian Reid, Karl von Habsburg, Norbert Kapeller (Präsident des VLÖ), Rüdiger Stix (Vorsitzender der Sudetendeutschen) und Gerhard Schiestl (Vorsitzender der Donauschwaben). c VLÖ

Kurz streifte er in seiner Rede die Ergebnisse der Europawahl vom 9. Juni, um anzumerken, dass die Mandatare im Europäischen Parlament nicht Vertreter der nationalen Regierung sind, sondern Verantwortung für das Ganze tragen. Dazu gehört auch die Erweiterungspolitik, die Verbreiterung der Zone der Rechtsstaatlichkeit auf Länder wie die Ukraine, Georgien oder Kosovo.

Die von den Habsburgern gelebte Reichsidee wiederum könne als Vorbild für die heutige Europäische Union hergenommen werden. Mit Reichsidee ist das Konzept einer übernationalen Ordnung gemeint.

Eine weitere historische Parallele zog Karl von Habsburg vom Orden des Goldenen Vlies zum heutigen Europäischen Rat. Der Gründer des Vlies-Ordens, der Burgunder-Herzog Philipp, versammelte im Orden die Herrscher seiner Nachbarländer und übertrug dem Orden Souveränitätsrechte wie die Entscheidung über Krieg und Frieden. Auch im Rat müssen Entscheidungen gemeinsam getroffen werden.

Als charakteristisch für die Politik der Habsburger bezeichnete er eine klare Wertepolitik, ein Denken in größeren Dimensionen, und das aus Kenntnis der eigenen Position (geographisch und inhaltlich) heraus. In der heutigen Politik definiert sich die Mitte durch die (extremen, radikalen) Flügel, nicht mehr aus sich selbst heraus. Die massive Polarisierung ist eine Folge dieser Entwicklung. Die Wiederentdeckung dieser Wertepolitik, das Bekenntnis zurRechtsstaatlichkeit und Subsidiarität nannte er als Grundlagen für die erfolgreichen nächsten 750 Jahre.

c Beitragsbild: Newcleus / Matthias Dolenc