Revolutionen und Tyrannen

Gegen die Diktatur von Anastasio Somoza wurde noch gekämpft und demonstriert. Die täglichen Morde des Daniel Ortega werden kaum wahrgenommen. Ein Kommentar von Karl von Habsburg.

Wahrscheinlich erinnern sich viele Leser gar nicht mehr an die Diktatur des Anastasio Somoza in Nicaragua. Vor fast 40 Jahren wurde er gestürzt. Die Revolutionäre übernahmen die Macht. Die Sandinisten errichteten in dem mittelamerikanischen Land ein Regime, das genauso kommunistisch war, wie das von Fidel Castro in Kuba. Der Krieg ging noch Jahre weiter. Die USA unterstützten die sogenannten Contras im Kampf gegen das sozialistische Regime.

In der Zwischenzeit hatten die Sandinisten sogar einmal die Macht verloren. Doch seit Jahren sind sie wieder zurück. Daniel Ortega, einer der Revolutionäre aus den 70er Jahren, der schon einmal Chef einer revolutionären Regierung war, regiert das Land mit brutaler Hand.

Das sozialistische Experiment in Nicaragua endete so wie alle sozialistischen Experimente enden: in bitterer Armut und brutaler Unterdrückung. So wie alle sozialistischen Regime kann auch das von Daniel Ortega mit der Sympathie des linken mainstream auf der ganzen Welt rechnen. Man stelle sich vor, in Nicaragua wäre ein Angehöriger des Somoza-Clan an die Macht gekommen, und hätte seine Regierung geführt wie einst Anastasio. Täglich würde in den Nachrichten darüber berichtet. Die Sympathisanten der Revolution würden in allen Teilen der Welt demonstrieren. Die rechtsgerichtete Regierung würde quer durch die internationale Staatengemeinschaft verurteilt.

Nicht so wenn sozialistische Revolutionäre regieren. Seit Monaten gibt es Proteste der Bevölkerung Nicaraguas gegen das brutale Regime von Daniel Ortega. Mittlerweile wurden in den vergangenen Wochen mehr als 400 Menschen von den Schlägerbanden der Sandinisten umgebracht. Die Bischöfe des katholisch geprägten Landes stellen sich gegen das kommunistische Regime. Mittlerweile werden Kirchen geplündert und zerstört, Priester und Bischöfe gewaltsam attackiert, Menschen von den Schergen des Regimes umgebracht.

In den Nachrichten hört, sieht und liest man wenig von dem Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Es gibt keine Solidaritätsadressen der Intellektuellen. Die internationale Staatengemeinschaft verhält sich ruhig.

Europa tritt in seiner Außenpolitik sehr gerne mit dem erhobenen Zeigefinger auf, wenn es um gender mainstreaming und Klimadiplomatie geht. Das Schweigen zu den Morden in Nicaragua spricht leider eine Sprache der politischen Einseitigkeit.

Der Artikel erschien ursprünglich auf der Seite von Karl von Habsburg.