Religionsfreiheit

Unter dem Titel der Religionsfreiheit blockiert Viktor Orban Sanktionen gegen Patriarch Kyrill, der zu den stärksten Stützen des Regimes von Vladimir Putin gehört. Religionsfreiheit ist aber keine Rechtfertigung für einen Vernichtungskrieg. Von Rainhard Kloucek.

Mit Sanktionen versuchen die Länder der EU, Druck auf Russland auszuüben, um so den Krieg gegen die Ukraine möglichst rasch zu beenden. Ein Teil dieser Sanktionen ist gezielt auf Personen ausgerichtet, die mit dem System Putin so eng verbunden sind, dass sie als Stützen des Systems bezeichnet werden können. All diese Leute haben große Vermögenswerte, die sie zu einem beachtlichen Teil in den Westen gebracht haben, da sie dem eigenen politischen System nicht trauen. Sie kennen es ja. Die Sanktionen beziehen sich unter anderem auf einen Entzug des Zugriffes auf diese Vermögenswerte.

Verschiedene Oligarchien und deren Familienangehörige sind von diesen Sanktionen bereits betroffen. Nun soll der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill ebenso auf diese Sanktionsliste gesetzt werden. Kyrill ist ein alter Kollege von Vladimir Putin aus dem KGB. Die russisch-orthodoxe Kirche ist eine wesentliche Stütze des Systems Putin, der Patriarch aufgrund diverser geschäftlicher Tätigkeiten nicht nur persönlich schwer reich, sondern auch noch einer der stärksten Befürworter des russischen Vernichtungskrieges gegen die Ukraine.

Es ist also nur logisch, Kyrill, der hier sein kirchliches Amt für die Rechtfertigung von Vergewaltigung und Mord missbrauch, auf die Sanktionsliste zu setzen. Doch dafür braucht es in der EU Einstimmigkeit. Die wird nicht erreicht, weil Viktor Orban sein Veto einlegt. Sanktionen gegen das Oberhaupt der russischen Kirche seien ein Verstoß gegen die heilige Religionsfreiheit.

Orban und seine Regierung meinen ja auch, sie würden das christliche Abendland schützen. Was Religionsfreiheit bedeutet, haben sie aber nicht verstanden. Orban rechtfertigt mit seiner Interpretation Verbrechen gegen religiöse Grundsätze im Namen der Religion. Das ist ein klarer Missbrauch von Religion und Religionsfreiheit.

Warum Orban das macht ist nicht ganz klar. Dass er sehr freundlich zu Putin steht, ist offensichtlich. Ob er das tut, weil es Kompromat gegen ihn gibt oder weil er sich wichtig machen will, ist nicht bekannt. Orban hat dem Heiligen Vater ja auch erzählt, dass der Krieg am 9. Mai vorbei sein werde. Als Retter des christlichen Abendlandes ist Orban mit derartigen Ansagen allerdings nicht mehr glaubwürdig.