Der Lugansk-Coup

Kützlich kam es zu einem Höhepunkt der monatelangen Spannungen innerhalb der künstlich geschaffenen Volksrepubliken im Osten. Schon im vergangenen Jahr hatte es Spannungen in Lugansk gegeben, als Oleg Anashchenko, der Verteidigungsminister im Auto von einer Sprengstofffalle getötet wurde. Nun kam es nicht nur zu einem Attentat, sondern zu militärischen Handlungen zwischen den Separatisten. Ein Bericht von Elias Kindl, Mitglied des Präsidiums der Paneuropa-Jugend Österreich.

Am 21.11 am spätem Nachmittag beobachtete man einen Konvoi militärischer Fahrzeuge, der sich von Donezk aus nach Luhansk bewegte. Am frühem Morgen des 22.11. sah man schon uniformierte Soldaten ohne Hoheitsabzeichen, die die wichtigen Punkte der Stadt Luhansk besetzten. Momentan sprechen alle Anzeichen dafür, dass es Truppen des am Montag entlassenen Innenministers Igor Kornet sind, die das Zentrum der Stadt besetzten. Igor Kornet kommt aus Luhansk und studierte in der DDR. Seit dem Zusammenbruch der UDSSR ist Kornet ukrainischer Staatsbürger und diente seitdem in der Polizei, bis er dann „Innenminister“ wurde. Kornet ist somit ein „local hero“, genauso wie sein Kontrahent Igor Plotnizki seinem Kontrahenten, dem Oberhaupt der Luhansker Volksrepublik. Dieser diente auch als Soldat in der UDSSR und wurde dann Geschäftsmann bis 2014. Danach durchlief er verschiedene Positionen in der Volksrepublik Luhansk.

Die Feindschaft zwischen den beiden läuft seit dem letzten Jahr mehr oder weniger offen. Plotnizki überlebte letztes Jahr nur knapp eine Autobombe. Dieses Schicksal teilte er mit dem Separatistenführer Pawel Dremow der bei einem Anschlag getötet worden ist. Im Mai 2015 wurde zudem der Rebellenkommandeur Alexej Mozgowoi bei einem Angriff auf sein Auto getötet. Seit dem versuchten Attenat auf Plotniziki war das Verhältnis zwischen dem Führer der Volksrepublik und des Innenministers derselben mehr als gespannt. Kornet ist sehr einflussreich in Luhansk und kann sich der Unterstützung der Sicherheitsdienste sicher sein.

Parallel zu den Truppenbewegungen von beiden Kontrahenten Videos und Statments  veröffentlicht. Kornet behauptet, dass seine Dimission nur Gerüchte seien und seine Truppen ukrainische Saboteure festgenommen hätten. Im Gegensatz zu Plotniziki, welcher sagte, dass Kornet kein Amt mehr besitzt. Keiner weiß wer in diesem Paria-Staat Recht hat. Nach neusten Entwicklungen wurden 10 Personen im Umfeld von Plotniziki festgenommen, während in Luhansk Flugblätter verteilt werden, wo gegen die „faschistische“ Donzeker Republik und russische Streitkräfte mobilisert wird um Plotniziki zu verteidigen.

Russischer Einfluss

Klar ist hingegen, dass Russland eine zentrale Rolle in diesem Konflikt spielt. Nach der Annexion der Krim im März 2014 verwickelten die Separatisten im Donbass die ukrainische Armee in einen blutigen Konflikt. Ohne russische Unterstützung hätten sich beide Republiken nie von der Ukraine loslösen können.  Laut der russischen Zeitung «RBK», die sich auf Quellen im Kreml bezieht, unterstütze dieser im Machtkampf in Luhansk Kornet. Moskau hält diesen für berechenbarer als den teilweise erratischen Plotnizki. Offfiziell hält sich der Kreml zurück. Doch scheint es als würde es Truppenbewegungen an der Grenzen geben, wo russisches Militär Richtung Luhansk fährt.

Der Autor: Elias Kindl ist Vorstandsmitglied der Paneuropa-Jugend Österreich. Der Politologe hat sich insbesondere auf die Ukraine spezialisiert.

(Bild: Die Ruinen des Luhansk International Airport. Von newsanna – https://www.youtube.com/watch?v=0k0TDh3tOf4 (Creative Commons Attribution), CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35150826 )